Töffli-Gangs machen Glarus unsicher

Das erste Glarner Töffli-Treffen lockte am letzten Samstag weit über hundert Töffli-Freaks nach Ennenda. Nicht alle waren mit 30 Kilometern pro Stunde unterwegs. Aber Spass und Fuchsschwänze am Lenker hatten sie alle.

Auf den ersten Blick versprühte es einen Hauch Kindergeburtstag, das erste Glarner Töffli-Treffen in Ennenda am Samstag: Kalbsbratwürste vom Grill verbreiteten den zarten Duft von Heimat und Gemütlichkeit, der Töffli-Nachwuchs seine Gummibärli und frisches Popcorn unter den Gästen, und Patrick Mouron Pizzen aus dem Holzofen seines knallroten antiken Feuerwehrautos.

Zudem hatten die Fridli-Buäbä, Glarus’ erste und einzige Töffli-Gang, vor ihrer Töffli-Werkstatt in der Oberen Allmeind Sonnenschirme und Festbänke platziert – für Gäste, die auch kurz nach elf Uhr immer noch nur spärlich eintrafen.

Konvoi: Rund 100 Töffli-Buäbä und Meitli tuckern am Samstag durchs Glarnerland. Auch ein Töffli-Trike war dabei (vorne). Foto: Sasi Subramaniam

Kurz nach halb zwölf wälzte sich eine Welle von beissendem Benzin-Öl-Gestank über den Platz, als wollte sie der Bratwurst-Popcorn-Idylle zeigen, worum es am ersten Glarner Töffli-Treffen eigentlich geht: um die Liebe zu Zweitaktmotoren. Und zu Fuchsschwänzen.

Flankiert wurde die Benzinnote vom ohrenbetäubenden Lärm der 30 Töffli, die im Stile einer Nachwuchs-Rockergang in Reih und Glied auf dem Platz auffuhren und ihre Motoren heulen liessen.

Jünger als 50 Jahre war keiner der 30 Töffli-Freaks, die die morgendliche Idylle mit ihren je 1 bis 2 PS sprengten. Flauschige Fuchsschwänze zierten ihre Lenker und mit Aufnäher vollgepackte Jeanswesten ihre stolze Töffli-Brust. Hätte die Ennendaner Kirche noch ihre Glocken geläutet und ACDC hätte im Hintergrund «Hells Bells» angestimmt, man hätte die Szene für den ersten Glarner Road Movie verwenden können.

«Bock uf Mofa»

«Zweitakt-Kraft, ja danke», «Fuck you Greta» oder einfach «Futztubel» – spätestens ein Blick auf die Jeanswesten von «Schnegge 2», «Appenzöller» oder «Ölchäntli» verriet: In Ennenda sind richtige Töffli-Freaks anwesend.

„Jedes zweite Töffli-Treffen nehmen wir mit“ – Urs Keller (von links), Marcel Loretz und Franz Mettler sind aus der March angereist. Foto: Sasi Subramaniam

Man kennt sich in der Szene. Die Aufnäher der Töffli-Gangs lesen sich wie Trophäen, die sie auf gemeinsamen Treffen gesammelt und von den bezwungenen Pässen mit nach Hause gebracht haben: «Bock uf Mofa»​, «Red Bull Alpenbrevet», Lukmanier, Klausen und Gotthard.

Weit über hundert Töffli-Freaks waren es in Ennenda kurz nach Mittag bei strahlender Sonne und perfektem Töffli-Wetter. Sie waren aus Glarus, St. Gallen, Zürich, Schwyz und sogar aus dem Fürstentum Liechtenstein nach Ennenda gepilgert. Mit 30 Kilometern pro Stunde. Und ein paar wenige Unvernünftige mit ziemlich viel mehr Kilometern pro Stunde, wie spontane Geschwindigkeitstests mit einem Rollenprüfstand offenbarten. Rekord: 74 Kilometer pro Stunde.

Das Ziel erreicht

Die Fridli-Buäbä zeigten sich über den Erfolg des Töffli-Treffens begeistert. Ihr Ziel war es, 50 Töffli-Buäbä und -Meitli nach Ennenda zu lotsen. Gekommen sind zwei- bis dreimal so viele.

«Wir können uns ein Treffen im nächsten Jahr sehr gut vorstellen», sagte Gründungsmitglied Marcel Büsser bereits in der Hälfte des ersten Glarner Töffli-Treffens.

Mit viel Einsatz und guter Organisation gelang es den Glarner Töffli-Buäbä, einen Anlass auf die Beine zu stellen, der für Neugierige ebenso etwas bot wie für den Töffli-Nachwuchs und für beinharte Töffli-Freaks.

„Kaum jemand hat so eines“ – Martin Hefti (rechts) ist stolz auf sein Post-Töffli. Stephan Schuler fährt das gelbe Gefährt aus: „Ich bin leidenschaftlicher Pöstler seit 1986.“ Foto: Sasi Subramaniam

Über 100 von ihnen brachen als Tageshöhepunkt um 13.45 Uhr auf in Richtung «Freuler’s Race Café» in Linthal und stellten sich mit ihren Töffli der nicht besonders steilen Hauptstrasse entgegen.

Auch wenn das eine oder andere Töffli zwischendurch hustete wie Kettenraucher nach einem Halbmarathon: Die Gesichter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen Bände. Selbst Trampen und Schieben konnte den Spass am ersten Glarner-Töfflitreffen nicht ersticken.

Publiziert in: 23.5.22, Südostschweiz, Glarner Nachrichten

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